Internationaler Röntgenlaser European XFEL eröffnet

European XFEL, der größte und leistungsfähigste Röntgenlaser der Welt, ist am 1.9. offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Forschungsminister und weitere hochrangige Gäste aus ganz Europa starteten den Forschungsbetrieb mit den ersten Experimenten.

Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, hob die Bedeutung der neuen internationalen Forschungseinrichtung hervor: "Mit dem European XFEL ist eine weltweit einzigartige Anlage der Spitzenforschung entstanden, die bahnbrechende Erkenntnisse über die Nanowelt verspricht. Die Basis für die Innovationen von morgen wird durch die Grundlagenforschung von heute gelegt."European XFEL Geschäftsführer Prof. Dr. Robert Feidenhans'l sagte: "Wir sind stolz darauf, den stärksten Röntgenlaser der Welt zu eröffnen und zusammen mit den Nutzern den Forschungsbetrieb aufzunehmen. Der European XFEL ist eine einzigartige Anlage, die ganz neue Wissenschaftsbereiche eröffnen wird."Prof. Dr. Helmut Dosch, Vorsitzender des DESY-Direktoriums, erklärte: "Was vor über 20 Jahren als Vision bei DESY begann und auf den Weg gebracht wurde, ist heute Wirklichkeit: der weltweit leistungsfähigste Laser für Röntgenlicht. Ich wünsche den Forscherinnen und Forschern aus aller Welt, die an dieser weltweit modernsten Hochgeschwindigkeitskamera für den Nanokosmos forschen werden, viele grundlegende und revolutionäre Erkenntnisse."Der Röntgenlaser produziert extrem helle und ultrakurze Lichtblitze - künftig bis zu 27 000 Mal pro Sekunde, und damit 200 Mal mehr als andere Röntgenlaser. Mit Hilfe spezieller Instrumente ermöglichen diese Röntgenblitze völlig neue Einblicke in atomare Details und schnelle Prozesse im Nanokosmos. Mit ihnen werden Forscher beispielsweise die dreidimensionale Struktur von Biomolekülen und anderen biologischen Partikeln schneller und besser als bisher entschlüsseln können. Darüber hinaus lassen sich einzelne Bilder der Proben zu Filmen zusammenfügen, mit denen der zeitliche Ablauf von biochemischen und chemischen Vorgängen studiert werden kann - eine Grundlage für die Entwicklung von neuen Medikamenten und Therapien oder umweltfreundlicheren Produktionsverfahren und alternativen Methoden der Energiegewinnung aus Sonnenlicht. Weitere Anwendungen liegen in der Materialwissenschaft bei der Entwicklung neuer Materialen und Werkstoffe, in der Optimierung von Speichermedien für Computer oder in der Untersuchung extremer Materiezustände, wie sie im Inneren von Exoplaneten vorkommen.Prof. Dr. Andrei Fursenko, Berater des Präsidenten der russischen Föderation und ehemaliger Forschungsminister, erklärte: "Dieses internationale Megaprojekt der Forschung ist unser gemeinsamer intellektueller Beitrag zur Welt der Wissenschaft. Viele junge Menschen aus verschiedenen Ländern arbeiten an diesem Projekt, was zeigt, dass dieses Projekt für die Zukunft konzipiert ist."Die französische Ministerin für Hochschulbildung, Forschung und Innovation, Prof. Dr. Frédérique Vidal, sagte: "Der European XFEL ist ein großartiges Beispiel für Europas führende Rolle im internationalen Wettbewerb und für das Knowhow der europäischen Industrie beim Bau von Instrumenten für die Spitzenforschung. Frankreich und seine europäischen Partner engagieren sich für die Stärkung und Weiterentwicklung großer Forschungsinfrastrukturen und dafür, diese zu einem gemeinsamen Ziel beim Aufbau des Europäischen Forschungsraums zu machen."Bürgermeister Scholz erklärte: "Mit dem European XFEL werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in unbekannte Welten vorstoßen und dazu beitragen, Antworten auf Menschheitsfragen zu finden, die das Leben auf unserem Planeten besser machen. Der European XFEL ist ein wissenschaftliches Gemeinschaftsprojekt im Geiste der Aufklärung und der internationalen Zusammenarbeit, und ein hoffnungsvolles Beispiel für gelebte europäische Integration und für den Erfolg der europäischen Forschungsförderung."Am European XFEL werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt arbeiten, die sich über ein Auswahlverfahren um Experimentierzeit bewerben können. Die Vergabe der "Strahlzeit" - in der Regel etwa ein bis zwei Wochen pro Gruppe und Experiment - erfolgt ausschließlich nach dem Kriterium der wissenschaftlichen Exzellenz der eingereichten Vorschläge.Ministerin Johanna Wanka, Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz und Schleswig-Holsteins Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Karin Prien begrüßten gemeinsam mit European XFEL Geschäftsführer Robert Feidenhans'l die ersten externen Forscher der neuen internationalen Großforschungseinrichtung und überreichten ihnen symbolisch ihre Nutzerausweise. Derzeit bereiten sich die Wissenschaftler und ihre Gäste intensiv auf die ersten Nutzerexperimente an der Anlage vor, die Mitte September beginnen.Der Schweizer Staatssekretär für Bildung, Forschung und Innovation, Dr. Mauro Dell'Ambrogio, sagte: "Heute haben elf Länder bewiesen, dass sie gemeinsam in der Lage sind, eine sehr komplizierte, sehr teure, der Wissenschaft gewidmete Einrichtung aufzubauen, und zwar in Rekordzeit und im Rahmen des Budgets. Der European XFEL ist ein neues Wahrzeichen der weltweiten Wissenschaftslandschaft, das ein brandneues Spektrum möglicher Experimente eröffnet."Der polnische stellvertretende Minister für Wissenschaft und Bildung, Prof. Dr. Łukasz Szumowski, erklärte: "Der 3,4 Kilometer lange unterirdische Röntgenlaser ist wahrlich Inbegriff für Spitzentechnologie. Wichtig ist, dass er nicht nur zur Grundlagenforschung, sondern auch zu praktischen Anwendungen beitragen wird, zum Beispiel in der Materialwissenschaft, der Biologie und sogar der Medizin, die mir besonders am Herzen liegt."Ministerin Karin Prien sagte: "Die Eröffnung dieses weltweit einmaligen Röntgenlasers ist ein großer Augenblick für die Wissenschaftswelt, die Mitgliedsländer des European XFEL-Council, für Deutschland und natürlich für Hamburg und Schleswig-Holstein. Das Milliardenprojekt markiert eine neue Ära in der Grundlagenforschung und wird enorme Impulse auch für den Anwendungsbereich liefern - in Schenefeld ist ein Forschungsstandort von internationalem Rang entstanden."Anschließend erklärten European XFEL Wissenschaftler Ministerin Wanka und ihren Gästen in der unterirdischen Experimentierhalle die beiden ersten Experimentierstationen: das Instrument FXE, mit dem sich schnelle Reaktionen untersuchen und Molekülfilme aufnehmen lassen, und das Instrument SPB/SFX, das für die Erforschung von Struktur und Veränderung von Biomolekülen und anderen biologischen Partikeln wie Viren und Zellbestandteilen entwickelt wurde.Am Instrument FXE erklärten Wissenschaftler den Gästen, wie die ersten am European XFEL erzeugten Schnappschüsse einer chemischen Reaktion geplant sind. Dabei startet ein ultrakurzer Lichtblitz im sichtbaren Bereich die chemische Reaktion, ein Röntgenblitz nimmt zeitlich versetzt den aktuellen Zustand auf. Bei diesen ersten Experimenten werden reagierende Moleküle in wässriger Umgebung studiert, um den Einfluss des Wassers auf die Reaktion zu ergründen.Am Instrument SPB/SFX drückten die Gäste den Startknopf für das erste Experiment zur Strukturbestimmung eines Biomoleküls am European XFEL. Bei diesem Modellexperiment ist die Struktur zwar bereits bekannt - das heißt, die Forscher können damit die bestehenden Experimentierbedingungen überprüfen, beispielsweise ob Röntgenlaser und Instrument optimal aufeinander abgestimmt sind. Die ersten Proben mit unbekannter Struktur werden die Nutzer dann ab Mitte September mit an die Anlage bringen.Bereits seit dem 28. August sind über Hamburg Laserstrahlen zu sehen, die von der Elbphilharmonie, der Universität Hamburg, der HAW Hamburg, der Hamburger Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung und dem Planetarium zu European XFEL in Schenefeld herüberscheinen. Damit begrüßt die Stadt Hamburg die internationale Forschungseinrichtung in der Metropolregion. Vom 1. bis zum 3. September wird sich die Farbe der Laserinstallation von grün nach blau ändern, sie verschmilzt dann mit der Installation Blue Port Hamburg.